Wissenswertes

Kraftfutter Hafer – macht er Pferde wild?
Jahrelang hatte Hafer einen schlechten Ruf. Es hieß, er steche und mache Pferde wild. Außerdem sei er Schuld an Eiweißschocks oder Hufrehe. Zu Unrecht, wie man heute weiß. Hafer ist für Pferde nicht nur bestens verträglich und leicht verdaulich, sondern auch so billig wie kein anderes Getreide für Pferde. „Als Pferdefutter ist er unschlagbar, wenn er sauber geerntet und gelagert wird“, so der Pferdefutterspezialist Professor Manfred Coenen der Universität Leipzig. Hafer muss nicht gequetscht werden und regt durch seine Spelzen zum gründlichen Kauen und Einspeicheln an, was wiederum die Verdauung fördert. Anders als bei Mais oder Gerste kann das Pferd den Hafer auch ungequetscht im Dünndarm fast vollständig zerlegen. Das beugt Störungen bis hin zur Hufrehe vor. Aber macht Hafer Pferde wirklich wild? Hafer besteht zum großen Teil aus Stärke. Weil diese Kohlenhydrate gut verdaulich sind und schnell zu Zucker abgebaut werden, steht dem Pferd auch sehr schnell Energie zur Verfügung. Allerdings ist diese aufputschende Wirkung abhängig vom Temperament des Pferdes. Deutsche Futterberater raten davon ab, leichtfuttrige Pferde, die am Tag vielleicht eine Stunde Schritt geritten werden, mit Hafer vollzustopfen. Derartige Pferde brauchen kein Kraftfutter, sondern qualitativ hochwertiges Heu. Muss das Pferd allerdings arbeiten und benötigt zusätzliche Energie und Kraft, dann ist Hafer die beste Wahl.

Pferdeverdauung – vom Futter bis zum Pferdeapfel

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Obst – Äpfel, Bananen und Co.
Früchte sind bei den meisten Pferden als Knabberspaß sehr begehrt. Als Futtermittel sind sie jedoch nicht lebensnotwendig. Obwohl es zumindest bei Pferden noch keine gesicherten Studien über die gesundheitsfördernde Wirkung von Obst gibt, schören bspw. viele Distanzreiter auf Bananen.

Reife Bananen bestehen zu 20 % aus Zucker, liefern also schnell Energie, und unterstützen durch ihren Kaliumgehalt die Muskelarbeit. Allerdings gibt es keinen Angaben, wie viele Bananen dazu nötig sind. Übrigens sollten Sie Bananen auch immer schälen, bevor Sie sie verfüttern, denn die meisten Bananen sind mit Pestiziden belastet.

Auch vom Apfel weiß man, dass er gesundheitsfördernde Stoffe enthält, die die Zellen stärken und damit das Immunsystem. Allerdings ist auch hier die optimale Dosis für Pferde nicht bekannt. Es ist jedoch zumindest eine Mutmaßung, dass bioaktive Stoffe aus Äpfeln chronisch hustenden Pferden helfen können. Bei chronischer Bronchitis bekämpfen sie Entzündungen in der Atemwegschleimhaut und verbessern die Lungenfunktion. Wichtig dabei ist vor allem das Antioxidans Vitamin C. Auch bei darmkranken Pferden sind die in Äpfel enthaltenen Pektine (bioaktive Ballaststoffe) nützlich. Getrocknete Apfeltrester haben sich daher bei Durchfall,Verstopfung oder bei Pferden, die zu Kreuzverschlag neigen, bereits bewährt. Allerdings gibt es auch hier keine Faustregel über Mengenangaben (Rücksprache mit dem Tierarzt erforderlich).

2,5 kg Karotten decken den Tagesbedarf eines Pferdes an Beta-Carotin, das dieses in Vitamin A umwandelt. Dieses Vitamin hält Schleimhäute und Haut elastisch und funktionsfähig. Der Vorteil gegenüber Vitaminpräparaten liegt darin, dass das Pferd nur so viel Beta-Carotin in Vitamin A umwandelt, wie es tatsächlich braucht. Wie Bananen enthalten auch Möhren Oligosaccharide, die gegen Durchfall helfen. Auch hier gibt es keine Studien speziell bei Pferden, jedoch konnte bei Kindern, ferkeln und Küken die gesundheitsfördernde Wirkung bereits nachgewiesen werden. Wichtig ist allerdings die Qualität der Rüben. Schimmlige, faulige Mohrrüben können schwere Koliken, Magen-Darm-Katarrhen oder sogar Hufrehe auslösen. Generell lässt sich sagen, das alle Rüben einen sehr hohen Wasser- und einen geringen Rohfaseranteil haben, was sie sehr leicht verdaulich und damit bekömmlich macht. Zudem wirken sich die darin enthaltenen Pektine, wie auch beim Apfel, stabilisierend auf die Darmflora aus.

8 Regeln für ein gesundes Pferd

Regel 1: Füttern Sie ein hungriges Pferd niemals auf einen Schlag mit viel Kraftfutter ohne Heu!
Regel 2: Da Pferde sehr empfindlich auf Schimmel reagieren, achten Sie auf höchste Futterqualität!
Regel 3: Füttern Sie möglichst kleine Futterportionen in regelmäßigen Zeitabständen!
Regel 4: Stellen Sie das Futter nicht abrupt, sondern in einem Zeitraum von 1-2 Wochen um!
Regel 5: Pferde benötigen Heu in ausreichenden Mengen. Faustregel: 1 kg Heu pro 100 kg Körpergewicht des Pferdes.
Regel 6: Kontrollieren Sie täglich die Pferdetränke. Wasser ist immens wichtig.
Regel 7: Schütteln Sie Heu nie direkt vor Ihrem Pferd aus. Staub und Sporen können Husten und Allergien auslösen.
Regel 8: Sie kennen Ihr Pferd am besten. Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl!

Beispielhafte Futterpläne

Futterpläne müssen immer an die individuellen Voraussetzungen und Veranlagungen des Pferdes angepasst werden.
Einige Beispiele finden Sie in diesem PDF- Dokument zum Download.

Wann ist Mash sinnvoll?

Mash ist als Zubrot für erschöpfte, magere und gestresste Pferde gedacht und soll Appetit machen. Auch für Pferde mit Zahn- oder Darmproblemen ist Mash als Unterstützung zu empfehlen. Ein klassisches vorbeugendes Kolikerrezept besteht aus einer Tasse ganzem Leinsamen, die mit Wasser aufgekocht wird und 1 Stunde lang durchzieht, ca. 50 g Weizenkleie und ca. 50 g Hafer oder Gerste. Das Ganze umrühren und füttern.
Die Basisstoffe Weizenkleie und Leinsamen sind dabei am wichtigsten. Sie binden Wasser, lockern den Darminhalt auf und fördern so die Verdauung. Dabei gilt, je glibbriger das Mash, desto besser ist es für Pferde mit Darmproblemen.

Mash ist nicht als Zubrot für eher rundliche Pferde gedacht, denn sie nehmen dadurch nur noch weiter zu.

Warum ist Heu so wichtig für Pferde?

Durch den hohen Rohfaseranteil von 25-30 % wirkt Heu verdauungsfördernd und hält damit Magen und Darm des Pferdes in Schwung. Mit einem Kilo Heu ist ein Pferd in der Regel 40-60 Minuten beschäftigt. Zum Vergleich: Kraftfutter hat es in derselben Menge in etwa 10-20 Minuten gefressen. Heu muss intensiv gekauft werden, was wiederum den Speichelfluss anregt und dem Magen die Arbeit erleichtert. „Die Qualität und Stabilität der Darmflora wird vom Rohfaserangebot und –verdauung entscheidend beeinflusst. Überdies entstehen dabei flüchtige Fettsäuren, die dem Pferd viele Stunden als gleichmäßige Energiequelle zur Verfügung stehen“ (Dr. Dorothe Meyer, Tierärztin/Mikrobiologin der Firma Iwest). Die Fütterung mit Heu entlastet so nicht nur den Stoffwechsel, sondern ist auch für die psychische Gesundheit des Pferdes entscheidend. Wildpferde fressen bis zu 20 Stunden am Tag. Einem durchschnittlichen Freizeit- oder Sportpferd steht diese Option normalerweise nicht zur Verfügung. Umso wichtiger ist die Heufütterung, denn sie beschäftigt das Pferd sinnvoll über lange Zeiträume.
Auch die Heuqualität ist von enormer Bedeutung für die Gesundheit Ihres Pferdes. Gutes Heu duftet, ist kräftig und hat eine frisch-grüne Farbe. Ist man sich bezüglich der Qualität unsicher, bieten verschiedene Labore Tests an, bspw. der Verband der deutschen Landwirtschaftlichen Untersuchungs- und Forschungsanstalt (Verband Deutscher LUFAs) oder auch die Universität Leipzig, Institut für Tierernährung, Ernährungsschäden und Diätetik.
Heu unterscheidet man zudem nach Schnittzahl (erster, zweiter, dritter Schnitt) und dem Schnittzeitpunkt (vor/während/nach der Blüte). Üblicherweise wird Pferden der erste und zweite Schnitt verfüttert. Die Faustregel empfiehlt ein Kilo Heu pro 100 kg Körpergewicht des Pferdes. Diese gilt jedoch für Pferde, die auf Stroh stehen und somit auch noch anderweitigen Knabberspaß und Ablenkung haben. Steht es jedoch auf Einstreu, muss die Heumenge erhöht oder zusätzlich Stroh gefüttert werden.

Rechenbeispiel für ein 500 Kilo schweres Pferd:
5 kg Rauhfutter = Fresszeit ca. 3,3 Stunden
5 kg Hafer = Fresszeit ca. 50 Minuten
Ergebnis = Gesamtfresszeit ca. 4,5 Stunden
Das ist viel zu wenig, um das Pferd gesund zu halten. Eine individuelle Fütterungsberatung ist also durchaus empfehlenswert, um Ihr Pferd auch langfristig gesund zu enähren. Fragen Sie bei Futtermittelherstellern nach. Diese haben oftmals Futterexperten und bieten eine persönliche Beratung an.

Bei Husten oder Atemwegserkrankungen sollte man das Heu etwa 30 Minuten mit Wasser einweichen und abtropfen lassen. Allergiker kommen oft sehr gut mit Silage oder Heucobs zurecht. Diese sind jedoch nur teilweise als Heuersatz geeignet, da sie dem Kaubedürfnis eines Pferdes mit gesunden Zähnen nicht befriedigen.

Mais, Gerste und Öl
Neben Hafer landet sehr häufig auch Gerste oder Mais im Futtertrog. Interessante Details zu diesem Getreide finden Sie hier.

Mais

Mais hat von allen Getreidesorten die meisten Kalorien und die meiste Stärke. Daher päppelt er dünne Pferde schnell auf, obwohl er fettärmer als Hafer ist. Die Energie liefert die Stärke, die bei Mais mehr als 60 % beträgt. Allerdings sind ganze Maiskörner sehr hart und für Pferde kaum verdaulich. Daher muss auch Mais, genau wie Gerste, vorbehandelt werden, damit das Pferd ihn optimal verdauen kann. Optimal ist dabei die Methode des „Poppens“. Dabei wird der Mais 30 Sekunden lang extrem stark zu Popcorn erhitzt. Das macht ihn zusätzlich haltbar. Wichtiger ist jedoch, dass die Maisstärke durch das Poppen zu fast 100 % aufgeschlossen wird und der Mais dadurch dreimal so gut verdaut werden kann. Maisstärke kann, in Maßen gefüttert, die Darmaktivität anregen. Als Faustregel gilt jedoch, nicht mehr als 0,3 kg Mais pro 100 kg Körpergewicht des Pferdes zu füttern. Der Nachteil: Mais enthält mehr Phosphor als Kalzium. Für stabile Knochen sollte dieses Verhältnis aber mindestens 50:50 betragen. Kalziumzusätze sind bei ausschließlicher Maisfütterung daher sehr wichtig.

Vorteile:

energiereich
päppelt magere Pferde auf
regt Verdauung an (in Maßen gefüttert)
nicht schimmelanfällig

Nachteile:

enthält mehr Phosphor als Kalzium  bei ausschließlicher Maisfütterung Kalziumzusatz erforderlich
ganze Maiskörner vom Pferdedarm nicht verwertbar, es drohen Fehlgärungen, Koliken oder Hufrehe
gepoppter Mais ist im Vergleich zum unbehandelten Mais doppelt so teuer

Gerste

Um Gerste zu verdauen, muss der Pferdedarm ziemlich viel arbeiten. Gerste –meist Wintergerste – enthält zwar viel Energie, jedoch muss sie geschrotet oder hydrothermisch behandelt sein, damit das Pferd sie auch verdauen kann. Die in Gerste enthaltene Stärke kann vom Pferd nur zu 22-75 % verwertet werden. Wird Gerste nicht aufbereitet, kann dies Gifte freisetzen, die Koliken oder Hufrehe verursachen. Hafer hingegen ist zu 80-88 % verdaulich. Erst aufgepoppte bzw. gequetschte Gerste erreicht einen ähnlich hohen Verdauungswert wie Hafer. Zusätzlich entsteht bei diesem Prozess als Nebenprodukt aus der Stärke auch ein wenig Zucker und Pferde mögen den süßen Geschmack. Gerste ist das Futtermittel für Pferde, die viel arbeiten. Für leichtfuttrige und wenig bewegte Pferde ist sie zu energiereich.

Vorteile:

billig
energiereich
nicht schimmelanfällig

Nachteile:

geschrotete Gerste verdirbt schnell, daher am besten vor Ort im Stall schroten (das gilt nicht für gewalzte oder geflockte Gerste, meist bei Mischfutterherstellern)
wenig ungesättigte Fettsäuren, d.h. wer ausschließlich mit Gerste füttert, sollte dem Futter täglich bis zur einer Tasse Öl zufügen
nicht vorbehandelte Gerste kann Koliken oder Hufrehe auslösen

Öl

Täglich ein Schuss Öl ins Futter lässt nicht nur das Fell Ihres Pferdes glänzen, es macht es auch gesünder und unterstützt sogar Hungerhaken mit seinen hohen Energiegehalt. Schon 2 Esslöffel am Tag genügen. Das Öl bindet Staub, der die Atemwege reizt und löst Vitamine aus dem Futter. Zusätzlich kann es sogar Entzündungen und Hufrehe vorbeugen, Ekzeme und Allergien lindern oder das Immunsystem stärken und den Darm unterstützen. Das ist jedoch abhängig von der Art des Öls (tierisch oder pflanzlich). Hier einige Beispiele:

Leinöl kann Entzündungen hemmen
Pilotstudie an Sommerekzemern, die täglich 100 Gramm Leinöl/100 kg Körpergewicht des Pferdes bekamen. Nach 42 Tagen waren die Entzündungen zurückgegangen, die Haut reagierte weniger heftig auf Insektenstiche

Öle mit Omega 3 Fettsäuren (Fischöl) hemmen Entzündungsreaktionen
Studie der Universität Wien gegen chronische Bronchitis: lungenkranke Pferde bekamen zusätzlich zum Hafer 140 ml Fischöl über einen Zeitraum von 10 Wochen. Die Vergleichsgruppe wurde mit Sonnenblumenöl versorgt. Bei 8 der 9 mit Fischöl gefütterten Pferde trat eine erhebliche Verbesserung auf, die Zahl der Entzündungszellen sank auf ein gesundes Maß. In der Sonnenblumengruppe geschah dies bei lediglich 2 Pferden.

Pflanzenöl aus Sonnenblumen, Disteln oder Maiskeimen bindet Staub und lässt das Fell ebenfalls glänzen, hat aber keine entzündungshemmende Wirkung.

Alle anderen Fette sind für Pferde nicht geeignet. Dazu zählen Brat-, Frittierfettt, Palmkernöl, Schmalz und Talg.

Wichtig: Egal, welche Öl Sie zusätzlich füttern möchten, gewöhnen Sie Ihr Pferd langsam daran. Zunächst reicht 1 Esslöffel pro Tag aus. Wenn das Pferd keinen Durchfall bekommt, füttern Sie bis zu 2 EL täglich. Mehr als 2 EL ist nur bei Turnier-/ Distanz- und Wanderreitpferden ratsam. Die Höchstmenge sollte bei nicht mehr als 0,5 Litern pro Tag verteilt auf 2 Portionen liegen.